Meine Positionierung: Ich bin 32 Jahre alt, weiß, able Bodied, ‚psychisch behindert‘, hab Erfahrungen mit Klassismus und Ableismus, bin transweiblich, hab einen fh-abschluss soziale arbeit.
1.Meine Musik
1.1Meine Musik beschreiben:
In meiner Musik versuche ich politische Themen mit Humor zu verknüpfen und ehrlich und offen über meine Gefühle zu singen. Dadurch sind meine Lieder oft sehr intim. Ich hoffe, dass Menschen davon berührt werden, die sich ein Stück weit in meinen Liedern verstanden fühlen. So rappe ich oft sehr persönlich aus meinem Alltag: Geschichten von Traurigkeit, Wut und Schmerz, aber auch von Hoffnung und Spaß und lustige Anekdoten. Hierbei widme ich mich auch ernsten Themen, die sonst nur wenig in der Musikszene thematisiert werden, wie zB Umgang mit Diskriminierung, Deppression und Gewalterfahrungen. Ich rappe und singe über die Themen, die mich bewegen, schreibe mir meinen Schmerz meine Freude und Liebe von der Seele, antworte auf Diskriminierung mit Humor, Wut und Kraft. Meine Lieder sollen nicht niederschmettern, sondern Mut machen, Kraft geben, aufbauen, zum Lachen bringen: ein befreiendes Lachen des „sich-verstanden-Fühlens“ oder ein kopfschüttelndes Lachen über den alltäglichen Scheiß, den Menschen erleben, die nicht in den Mainstream der Gesellschaft passen. Witzige Liebesgeschichten und melancholisch-schöne Songs über Gefühle und Alltagsgeschichten sollen aber auch nicht zu kurz kommen .
1.2Aktivistin
Ich sehe mich als politische Aktivistin. Und meine Musik sehe ich als Teil von meinem Aktivismus. Für mich ist es Aktivismus über politische Themen zu singen. Und ich habe auch schon oft auf Demos und Kundgebungen und so gespielt, und so war meine Musik auch Teil der Aktion. Mit dem Netzwerk ‚Rotzfreche Asphaltkultur‘ setzen wir zum Beispiel Straßenmusik bei politischen Aktionen ein. Musik kann da glaube ich viel bewirken. Ich wurde zB hauptsächlich durch Musik politisiert. Das hat mich einfach mehr angesprochen als Sachbücher, Schule oder so. Es gibt so viele Wege politisch aktiv zu sein. Ich finde da muss jede_r das für sich richtige finden. Da finde ich es nicht gut eine Form von Aktivismus abzuwerten. Ich habe es schon manchmal gehört, dass Menschen Musik nicht als politischen Aktivismus ernst nehmen, das find ich blöd.
1.3Ich möchte mit meiner Musik
Mich selbst und andere Frauen, insbesondere TransFrauen und lesbisch-schwul-bi-trans-inter Personen (LGBTI) zu bestärken ist mir ein großes Anliegen in meiner Musik. Sexistischer und homophober Musik wird viel zu viel Raum gegeben, Menschen die nicht in diese männlich/hetero Normalität passen werden dadurch klein gemacht und an den Rand gedrängt. Cis-Dominanz und Männliche Dominanz in der Musik hat auch mich lange stark gehemmt und verunsichert. Ich musste nach und nach daran arbeiten mir auch etwas zuzutrauen und den Mut zu fassen so wie ich bin auf die Bühne zu gehen. Was für viele Jungs selbstverständlich ist, war für mich ein langer harter weg und ist es zum Teil bis heute.
Ich möchte Sichtbarkeit schaffen für die Lebensrealität von queeren Menschen, soweit ich das aus meiner persönlichen Sichtweise eben kann. „Transsexualität“ gilt immer noch offiziell als Krankheit. Transmenschen erleben im Gesundheitssystem auf der Straße, auf Arbeits- und Wohnungssuche und in ihren Familien Diskriminierungen und Gewalt aller Art,
Ich möchte auf der einen Seite Frauen (insbesondere lgbti) ansprechen und empowern auf der anderen Seite aber möglichst in den Mainstream der Gesellschaft einbashen weil die Themen alle etwas angehen. Ich finde es schade, wenn mir als trans*weibliche Rapperin mit empowernden Texten nur Nieschendasein in linke queerfeminitischer Szene bleibt.
Die Medien machen sich über Trans*Frauen lustig, exotisieren und sexualisieren sie. So gibt es kaum positive Vorbilder, auf die sich junge Queers beziehen können. Das hat auf jeden Fall auch meine Jugend erschwert. Ich habe mich nur unsicher, alleine und anders gefühlt, denn außer mir schien es kein anderes Trans*Mädchen im Universum zu geben außer ein paar lächerlich dargestellter „Mrs Douptfires“ im Fehrnsehen.
Es wär für mich mega empowernd und Augen öffnend gewesen wenn ich zB schon als Kind oder Jugendliche Kontakt mit Trans*Personen gehabt hätte, oder wenn mir in Fernsehen oder Musik coole trans*Personen begegnet wären. Und wenn diese trans*Themen angesprochen hätten, hätte ich schon früh mit dem Thema Berührung gehabt und für das was ich bin einen Namen gefunden.
Umso mehr freue ich mich wenn ich heute Feedbacks von Menschen bekomme, die meine Musik bestärkend finden. Und deshalb freue ich mich auch über Gelegenheiten, die machen das meine Musik ein breiteres Publikum erreicht.
Wenn ich ein Stück weit Vorbild sein kann bin ich stolz und glücklich. Ich möchte als selbstbewusste Trans*Frau auf der Bühne zu stehen und der Öffentlichkeit ein anderes Bild von Trans*Weiblichkeit jenseits der Klischees zeigen.
Und ich hoffe, dass ich Menschen darin bestärke, mit Musikmachen zu beginnen und auf die Bühne zu gehen – auch und gerade WENN sie in irgendeiner Form von der gesellschaftlichen Norm abweichen.
Eine zentrale Botschaft in meinen Liedern ist ‚sei du selbst, auch wenn du nicht in die Schubladen von Leuten passt. Du bist schön. Du bist gut so wie du bist. Und: zusammen sind wir stark!‘ Das symbolisieren sowohl das Einhorn, als auch alle anderen ‚Wunderwesen‘ für mich.
Diskriminierungen aller Art gibt es ja leider auch in der queerfeminitischen Szene. Auch wenn es hier viele Menschen gibt, die sich bemühen ihr Verhalten zu reflektieren und nett zueinaner zu sein. Das ist ja auch der Grund warum ich mich in der Szene zuhause fühle. Leider gibt es auch in der queefeminitischen Szene bei vielen Menschen Vorbehalte gegen Transfrauen und es kommt zu Diskriminierungen und stillen, wie offenen Ausschlüssen. Manchmal werde ich gefragt, ob sich die Situation für trans*Frauen aus meiner Sicht in den letzten Jahren gebessert hat. Das kann ich mir schon vorstellen. Ich bekomme aber leider immer wieder mit dass sich trans*Frauen in feminitischen Räumen unwohl fühlen und das es zu Diskriminierungen kommt. Ich kriege aber schon, z.B. durch meine Workshops, mit dass sich viele Leute mit Trans*misogynie beschäftigen wollen und offen dafür sind sich mit eigenen Vorbehalten/verhalten auseinanderzusetzen. Immer mehr Frauenräume öffnen sich für Trans*Menschen, setzen ein Sternchen hinter Frauen* um das zu zeigen oder schaffen einen FLT Raum. Das finde ich gut. Aber natürlich heißt es noch nicht dass sich eine Trnas*Frau in einem FLT Raum wohlfühlt, selbst wenn sie offeziell rein darf. Denn ich merke es ja wenn ein großteil der Anwesenden kein Bock auf Transfrauen hat und mich wie Luft behandelt oder unfreundlich anschaut… Also: ist noch Luft nach Oben, aber die Richtung stimmt, glaub ich .
Für mich war die Zeit früher nach meinem Coming Out sehr hart. Weil ich das Gefühl hatte das viele Feministinnen glauten, dass ich eigentlich ein Mann wäre. Die FLTI Kneipe im nahen AZ habe ich gar nicht erst betreten. Mitlerweile ist es für mich in feministischen Räumen einfacher geworden, ich glaube dadurch dass ich vom Aussehen her eindeutiger als Frau gelesen werde, auch durch Hormone und Operationen, und dass Leute sich an den Gedanken gewöhnt haben, dass ich eine Frau bin. Vlt auch durch meine Musik und so.
2Über mich persönlich
2.1Homo Hetero Bi Pan???
In meinen Songs geht es u. a. auch um Homosexualität. Dabei war es für mich immer eine sehr komplizierte Frage, wie ich mich selbst da definiere. Ich schreibe zB in dem Lied ‚Ich werde dir niemals sagen‘ über ‚gleichgeschlechtliche‘ Liebe, wenn ich über Liebe zu einem Mann singe. Ich habe es geschrieben zu einer Zeit wo die meisten Leute dachte dass ich ein Junge/Mann wäre. Deshalb habe ich meine Liebe zu einem Mann ‘gleichgeschlechtlich‘ genannt. Heute würde ich das nicht mehr so machen. Aber das Lied mag ich immer noch gerne. Ich habe mich schon oft gefragt wie und als was ich mich definieren möchte. Ich habe mich ja lange als bisexuell definiert. Fand das auch deshalb angenehm, weil das das selbe Wort für Männer und Frauen ist, nicht wie bei lesbisch/schwul. So musste ich nicht gleich meine Geschlechtsidentität verraten, wenn ich über Sexualität geredet hab. Das Bi Coming_Out hatte ich auch vor meinem Trans* Coming Out. Ich merke aber schon lange dass ich mich sexuell hauptsächlich zu Männlichkeiten hingezogen fühle. Aber ‚Hetero‘ passt irgendwo auch nicht so recht für mich. Zum einen weil ich nicht die hetero-Privilegien habe. So dass die Beziehung zu einem Mann bei mir als gleichgeschlechtlich wahrgenommen wird, weil ich auf der Straße leider immer noch oft als Mann gelesen werde. Dann bin ich mir oft unsicher ob Leute die vlt mit mir flirten wollen, wissen dass ich trans* bin und ob das ein Problem für sie wäre. Ich glaube ich bin für die meisten hetero Männer zu männlich und für schwule Männer zu weiblich und so müsste ich bi Männer finden die auf trans* klarkommen. Gibt es natürlich auch.Trotzdem bin ich oft so unsicher, dass ich denke mich fände eh niemand attraktiv… Vlt würde ich mich anderen trans*Menschen gegenüber als ‚eher Hetero‘ bezeichnen, aber cis-Menschen gegenüber als queer/pan/bi oder so. Weil ich bei trans*Menschen davon ausgehe dass sie wissen was ‚trans* und hetero‘ heisst. Mit dem Hetero Begriff ist es aber auch aus nem anderen Grund schwierig für mich: Was wär denn wenn ich eine Person attraktiv finde, die zwar männlich gelesen werden würde, aber sich selbst als Frau oder als werder-noch definiert? Es will ja auch nicht jede trans*Frau ihren Körper verändern. Dann wäre ich plötzlich lesbisch oder was ganz anderes. Und überhaupt: wer weiß in wen ich mich noch verliebe, oder wen ich noch so anziehend finden werde in Zukunft? Vlt finde ich deshalb ‚Pan‘ ganz gut weil das son offener Begriff ist.
2.2Operation
Im April 2017 hatte ich meine erste ‚Genitalangleichungs-Operation‘. Das war ein hartes Jahr für mich. Die OPs waren psychisch und körperlich sehr anstrengend. Aber die vielen Monate Genesungsschmerzen waren es wert für mich. Denn über das Ergebnis freue ich mich meeega. Es ist unglaublich wie viel wohler ich mich schon nach dem ersten OP-Schritt mit meinem Körper fühle. Manchmal liege ich in meinem Zimmer einfach nackt auf der Couch rum und freu mich, oder ich bewunder mich Spiegel. Ein ganz neues Gefühl. Ich war schon zum ersten Mal seid langem Schwimmen. Einfach so im Meer im Bikini, ohne mich für meinen Körper zu schämen (außer leider ein bisschen was Gewicht angeht). Das Schwimmen war mega toll, das weckte richtig Leben in mir. Ich bin viel entspannter mit irgendwo im Busch pinkeln, und ich kann alle Klamotten tragen, die ich will, ohne Angst vor ‚Penisbeule‘ im Rock zu haben (auch ‚Venushügel‘ genannt^^), oder dass man mir unterm Rock gucken könnte. Ich fühl mich einfach viel freier und wohler. Im Oktober 17 hatte ich dann den zweiten Schritt meiner Genital-OP. Gleichzeitig habe ich auch eine sogenannte ‚gesichtsfeminisierende‘ Operation machen lassen. Das hieß in meinem Fall das meine Stirn abgeflacht und Augenbrauen leicht angehoben werden. Auch mit dem Ergebnis bin ich mega happy. Ich schau seidher immer ml im Spiegel und stelle überrascht fest dass ich mich schön finde:-). Mein Passing auf der Straße ist omischerweise immer noch so halb/halb. Die einen erkennen dass ich eine Frau bin, oder denken dass ich eine cisFrau bin und die anderen denken ich wär ein Mann. Ich würd gerne auf der Straße als cisfrau wahrgenommen werden. Wenn mich Trans-Siblings als Trans erkennen ist das voll ok:-).
2.3Puuuunk
Ich bezeichne mich auch als ‚Punk‘ und das bedeutet mir sehr viel. Damals hat es ganz viel von meiner politischen Prägung ausgemacht. Als ich in jungen Teenie Jahren im Saturn einen ‚Schlachtrufe BRD-Sampler‘ fand war es um mich geschehen. Da fand ich zum ersten mal linksradikale Punkbands, die mir alle so cool und verwegen vorkamen. Die kämpferischen Songs haben dann auch gleich mein politisches Interesse entfacht und mir viele wichtige Anregungen gegeben. Dann war und ist Punk auch ein Lebensgefühl für mich. Gerade damals als Schülerin war es wichtig für mich auch ohne viel Geld zu haben cool sein zu können und nicht den Leuten nacheifern zu müssen, die mit teuren Klamotten-Marken protzten. Ich mochte an Punk auch, dass es selbstverständlich als legitim angesehen wird nicht zu arbeiten, wo sonst in dieser Gesellschaft Arbeit oft als Selbstzweck gesehen wird und es als unmoralisch gilt sich nicht in der Konkurrenz mit anderen um seine Karriere zu bemühen. Als ich an Punk kam waren auch Fragen wichtig, wie ich leben will. Und da haben mir die Ideen von Anarchismus, rumreisen, mit vielen Leuten zusammen zu sein, Wagenleben, Hausprojekte usw gut gefallen. Da eröffnete sich mir nach und nach eine neue Welt
Auch die ‚Do it yourself‘ Kultur hat mich angesprochen. Zum Beispiel dass es nicht so einen proffessionalitäts-Anspruch gibt in der Musik. Es ist im Punk schon vollkommen cool, wenn man sich die billigsten, schrottigsten Instrumente schnappt und auf 3 Akkorden recht unkomplizierte Texte schrammelt. Dann demo-CDs selbst aufnehmen und brennen, Merch selbst machen… Das hat mich auf jeden Fall ermutigt auch mit Songschreiben und Band anzufangen. Da brauchst du keinen Gesangsunterricht und kein Musikstudium. Natürlich fand ich auch den Styl geil. Also auch bis heute. Ich mag das sehr selbst an Klamotten rumzubasteln, zu bleichen, zu besprayen, Nieten Aufnäher und Stoffetzen dran zu nähen und so weiter
In der Punkszene gibt es natürlich wie überall auch, auch viele scheiß Leute, und Diskriminierungen. Und auch männliche dominanz bei Bands. Es gibt aber auch immer mehr linke/queere Punks die dem was Gutes entgegensetzen. Zum Beispiel lerne ich in Berlin gerade eine queere Punk/Hc Szene kennen. Zum Beispiel Bands wie Anticorpos, Friend Crush, oder die Leute die das ‚Friends Fest‘ organisieren.… Aber auch Bands wie ‚Angebrachte Panik‘, Deutschen Laichen ‚Susi Molotow‘, ‚Bonbonleger_in‘ ‚Abgesagt‘, Respect my Fist‘ möchte ich hier nennen., oder die Zeitschrift‚Plastic Bomb‘, die immer mehr queere Themen einbringt, das neue Queer-Punk-Zine und und und. Der Doku-Film ‚Queer Core‘der 2017 in die Kinos kam erzählt viel über die Geschichte queerer Punk-Bewegungen.
2.4Biograhie
Meine musikalische Entwicklung fing bei dem Kinder- und Jugend Gitarrenorchester ‚Schwalmtalzupfern‘ an. Da habe ich in netter Atmopsphäre mit vielen anderen Kindern zusammen Gitarre gelernt. Nicht so harter Musikunterricht, sondern so Lagerfeuer-Gitarre-Styl wie es mir Spaß gemacht hat. Und später, vlt so mit 14 Jahren, habe ich mit Schulfreund_innen ne Punkband angefangen. Da gab es mehrere Versuche die sind aber alle nach ner Weile im Sand verlaufen. Immerhin war ein sehr schönes Hobby für mich und mein Weg widerständig zu sein. Ich wollte aber gerne kontinuierlicher Musik machen und weil mir die Leute dazu fehlten habe ich angefangen alleine als Liedermacherin zu spielen.
Mein erstes Konzert unter dem Namen „FaulenzA“ habe ich 2008 im Café „Herr Lehmann“ in Düsseldorf gespielt.
Das gemeinsame musizieren habe ich aber auch vermisst. Deshalb war ich sehr froh mich 2011 dem Straßen-Musiker_innen Netzwerk ‚Rotzfreche Asphaltkultur‘ anschließen zu können, wo ich bis heute aktiv bin. Straßenmusik mit Akkordeon mache ich ja schon lange nebenbei. Je nach Geldlage mehr oder weniger.
Und dann erweiterte sich mein Musikgeschmack plötzlich von Punk und Liedermacher auf HipHop! Bäm! Rapperinnen wie Sookee und Lenastöhrfaktor hauten mich voll von den Socken:-). Inspiriert davon baute ich in manchen Liedern Sprechgesang-passagen ein.
Verteilte ich in den ersten Jahren noch selbstgebrannte Demo-CDs, kam 2012 mit „Mäuseanarchy“ mein erstes gepresstes Album. Schluss mit nächtelangem Hüllen-Basteln .
Kurz darauf vollzog ich mein öffentliches Coming-Out als Trans*Frau.
Als ich ins Ruhrgebiet gezogen bin habe ich zum ersten mal einen trans*Menschen kennengelernt. Das war mega wichtig für mich. Den letzten Mut zu meinem Coming Out hat mir dann der Film ‚Breakfast on Pluto‘ gegeben. Da geht es um eine sehr coole starke hetero -trans*Frau. Aber in der Zeit meines Coming Outs waren auch manche Freundinnen von mir sehr für mich da. Die haben mich da auch sehr bestärkt. Andere leider nicht. Das vernetzen und Austauschen mit anderen queeren Menschen hat mich auch bestärkt. Deshalb bin ich schließlich nach Berlin gezogen. Weil ich wusste dort gibt es eine trans*Community und ich wollte nicht mehr gefühlt die einzige trans*Frau auf weiter Flur sein. Ich bekam Kontakt zu tollen Menschen, konnte vieles Lernen und mich weiterentwickeln.
Als ich endlich mein Coming Out angegangen bin war ich so mega erleichtert, dass ich meine Transidentität nicht mehr verstecken muss, dass ich gleich Lieder dazu geschrieben hab. Auch war das für mich ein gutes Ventil bei blöden Erfahrungen.
Ich startete meine körperliche Transition und das Tragen „weiblicher“ Kleidung auch auf der Bühne. Bei meinem Publikum sorgte das nur vereinzelt für Irritationen oder gar Ablehnung. Die meisten bewunderten meinen Mut und unterstützten mich umso mehr. Sehr viele Menschen schrieben mir, dass sie aus meiner Musik in besonderem Maße Kraft schöpften für ihr eigenes Coming-Out als lesbische/ schwule/ bi Trans-Person oder dass sie ihnen Mut macht, ihr Leben selbstbewusst zu leben und sie selbst zu sein.
2014 kam dann mein zweites Album „Glitzerrebellion“. Auf dem Album finden sich sowohl Songs, die ich vor und nach meinem Coming Out geschrieben habe. Zum Beispiel das Lied ‚Männlichkeit‘. In dem Song hatte ich eigentlich zuerst mein Coming Out bringen wollen und hab es mich dann doch nicht getraut. Auch wurde mir immer von Feminist_innen eingeredet, dass auch trans*Frauen männlich sozialisiert wären, was ich dann auch leider so in dem Song geschrieben habe. Heute bezeichne ich meine Sozialisation selbstbewusst entweder als ‚trans*weiblich‘, oder einfach als ‚weiblich‘. Ich finde es wichtig zu sehen dass es unterschiedliche weibliche Sozialisationen gibt.
So etwa seid 2013 machen ich neben der Liedermacherinnen-Musik auch HipHop mit Rap-Beats. Ich mag es voll gern kein instrument in der Hand zu haben und mich nur mit Mikro ganz frei über die Bühne tanzen zu können. Bei Konzerten spiele ich meist ein zweigeteiltes Programm aus Rap und Gitarrenlieder. Es sei denn es ist ausdrücklich ein HipHop oder ein Liedermacherinnen-Konzert.
2015 fragte ich beim Berliner Label „Springstoff“ an, das mich seitdem unterstützt. Bei Springstoff findet ihr ja nicht nur Musiker_innen sondern auch Refrent_innen. Das brachte mich auf die Idee eigene Workshops zu erarbeiten. So biete ich seidher Empowerment/Selbstbehauptungs/Selbstverteidigungstrainings an und Sensibilisierungsworkshops zum Thema Trans*feindlichkeit und Trans*Misogynie.
Durch Springstoff lernte ich den Produzenten LeiiONE kennen, mit dem ich 2016 mein drittes Album ‚Einhornrap‘ produzierte. Nachdem ich in meinen ersten beiden Alben Singer/Songwriter Musik mit Rap-Einflüssen kombiniert habe, habe ich mit Einhornrap ein Rap Album mit Singer/Songwriter Einflüssen rausgebracht. Durch Springstoff bekam ich auch Kontakte zu interessanten inspirierenden Künstler_innen aus der queerfeministischen Szene. So sind auf dem Album auch Features mit Msoke, Sookee, Jennifer Gegenläufer, Lady Lazy, Carmel Zoum und Riva (Anarchist Academy) zu hören.
Einhornrap kam gut an und wurde unter anderem von dem berliner Stadtmagazin ‚Siegessäule‘ im Jahresrückblick unter die 5 besten Musikalben 2016 gewählt- hinter Größen wie David Bowie und Bejonce .
Im März 2017 veröffentlichte ich mein Buch „Support your sisters not your cisters – Über Diskriminierung von Transweiblichkeiten“. In dem teile ich eigene Diskriminierungserfahrungen und gebe Ideen für mehr Sensibilisierung und Support. Ein Schwerpunkt dabei ist der Blick auf die queerfeministische Szene, de ja mein zuhause ist.
Mein Buch entstand ursprünglich aus meinen Workshops zum Thema ‚Transmisogynie‘. Ich wollte zuerst nur ein Handout für die Workshops machen. Dann wurde es doch länger als gedacht und ich hatte die Idee ein Zine (selbstgebasteltes Heftchen) zu machen. Auch das wurde dann auch länger als geplant, weil ich es so genossen habe so viel Raum zu haben um Beispiele und Erfahrungen zu besprechen und zu verarbeiten. Und dann ist es ja auch durch die Workshops immer weiter gewachsen. Denn ich bekam durch die Diskussionen immer mal wieder Anregungen und Kritik die mich weitergebracht haben. Deshalb war der lange Vorlauf mit den Workshops sehr wertvoll für das Buch )
Ich war auch sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit dem trans* Künstler_in ‚Yori Gagarim‘ der_die Illustrationen für das Buch gezeichnet hat. Yori hat fürs Buch 18 Bilder gemalt die unterschiedliche trans*weibliche Personen darstellen und so Klischees auflockert und eine Vielseitigkeit vom trans*weiblichen Spektrum zeigt. In den Bildern findet sich jeweils ein Zitat aus dem Buch. Ich war schon lange Fan von Yori‘s Kunst. Yori macht ja zB ganz wundervolle Aufnäher und Tshirt-Motive, aber auch tolle Comics zu queeren Themen (zB ‚Trouble X‘) und Bücher (ZB ‚Let them talk – What genitals have to say about gender). Dann habe ich Yori gefragt und war meeega begeistert als er__sie zugesagt hat. Hätte ich ja gar nicht mit gerechnet^^.
Für mein Buch wollte ich gerne viele schöne Bilder haben, damit es auch Spaß macht es durchzublättern. Ich wollte nicht das es wie ein trockenes Theorie Buch daherkommt, weil das auch nicht so meinem Geschmack entspricht und ich eher davor zurückschrecke so was zu lesen.
Auch vom Text her wollte ich kein schweres Theroiebuch machen, sondern ein leicht zu lesenes, dabei einfühlsames, intimes und kraftvolles Buch. Ich bin mega stolz! Ich glaube das es ein sehr wichtiges Buch ist, was in der Szene und hoffentlich auch ausserhalb der Szene etwas bewegen kann. Ich reise seither viel rum und stelle es hier und da vor. Ich bekomme größtenteils Positive Feedbacks, was mich auch sehr erleichtert. Ich hatte schon richtig viel Angst vor der Veröffentlichung. Hatte Sorge dass ich Fehler mache und aus Unachtsamkeit Leute verletze oder Diskriminiere. Ich wollte aber auch nicht aus Angst was falsch zu machen einfach nichts machen. Da hab ich mir immer wieder gesagt, dass ich es einfach schreibe und mir Mühe gebe und wenn dann Kritik kommt, dann lerne ich draus.
2018 kann ich sogar auch ganz stolz meinen 10-Jährigen FaulenzA-Kindergeburtstag feiern. Nun trete ich schon 10 Jahre unter dem Namen ‚FaulenzA‘ auf .
Und noch kurz zum Schluss:
Im November 2018 erschien mein zweites Rap Album ei Springstoff. ‚Es heisst ‚Wunderwesen‘ und ist musikalisch wirklich mein ganzer ganzer Stolz. Wieder produziert von LeijiONE und als Gäste mit dabei: Sookee, Finna, Lady Lazy, Carmel Zoum, Riva (Anarchist Academy) und Haszcara
Im Dezember 2019 erschien mein zweites Buch. ‚Reclaim the Stage – Meine Lieder, Gedichte und Geschichten. Wie schon ‚Support your sisters‘ beim Verlag ‚Edition Assemblage‘
Seid 2016 Jahren etwa spiele ich zusätzlich zu meiner Solokunst auch endlich wieder in Bands Sogar in zweien: Einmal in der queerfeminitischen Anarch_a-Folk-Punk Band ‚Crusty Schimmelfahrt‘ und in der Straßenmusik/Theater-Truppe ‚Der Müll der letzten Tage‘. Vielleicht sehen wir uns ja einmal auf der Bühne oder auf der Straße .
Meine Lielingsrapper_innen tauchen ja alle schon in diesem tollen Buch auf, sonst würd ich sie hier noch grüßen und weiterempfehlen. Aber schaut euch mal die Mukke an von Luk (Loops und Rap), von (Mona Liedermacher_in), die Djanes (Oma Hans), die Figurenspielerin Daisy Blau.
Lieben Dank an alle fürs Lesen und für eure Unterstützung . Ich ende mit einem meiner Lieblingssprüche: „Lets be careful with each other, so we can be dangerous together“.